Gedichte 1992 - 2002
(zu den entsprechenden Bildern)
"Sehnsucht der Felsen"
Du Mensch,
unendlich winzig
und leicht.
Du Flötenton,
der schnell verhallt.
Du Fels,
unermesslich groß und mächtig.
Unendlichkeit flüsternd
berauschst du mich
mit deinem Gebet
aus indianischem Mund:
Ich bin ein Teil
von dir.
Teil der Unendlichkeit
Sehnsucht nach Ewigkeit:
Ich werde zum Fels,
der den Himmel berührt.
© Aloise Theissen 1992
Woniya wakan" *)
Großer Geist,
Atem alles verbindend,
kosmische Neuwerdung,
ich spüre sie in mir.
Aus dem Geist neu geboren,
aus blauen Wassern,
finstere Nächte hinter mir lassend.
Ich lebe wieder!
Glutroter Sonne gleich.
Geburt,
Neuwerdung,
umarmt von Wärme und Licht.
Es grünt in mir
langsam begreifend
mein neues
Ich.
© Aloise Theissen 1992
*) "Woniya wakan" - die heilige Luft, die alles mit ihrem Atem erneuert. Geist, Leben, Atem, Neuwerdung, all dies wird von diesem Dakota-Wort umfaßt.
"Ein neuer Tag"
Tag und Nacht:
Ewiger Rhythmus,
Dunkel und Licht,
spiralige Ordnung.
Heute
stehst du wieder
am Himmel,
gehört dir
die Weite des Lichts.
Worte und Wärme,
Licht und Leben
ausgegossen
nur für
dich.
Erlösung
vollzieht sich
öfters,
besonders
am
Ende.
© Aloise Theissen 1992
"Liebe 1"
Berührt sie
dich im Herzen,
so blühst
du auf.
Spürst in dir
Wurzeln, Stamm
und Krone
wachsen.
Erfährst deine
neuen Blätter
im Streicheln der Sonne.
Du rückst näher
Zueinander:
Eure Seelen
berühren sich,
eure Körper
schweben zeitlos
im Raum.
Glück
durchströmt dich.
Du wächst
über dich
hinaus.
Du hast
einen Tempel
betreten
und du
wirst
heil.
© Aloise Theissen 2001
„Kreis des Wissens“
Wer hat die Macht?
Wer das Wissen?
Professor der Macht,
halt inne und bedenke:
Auch du warst einmal
ein Embryo,
ein Säugling,
ein Schulkind,
ein Abiturient,
ein Examinierter.
Wer hatte soviel
Ehrfurcht vor dem Leben,
dass er dich wachsen ließ?
Du solltest wissen:
Den Kreis des Wissens,
den Kreis der Macht,
den Kreis des Wissens
über die Urmacht
zieht ein anderer!
Im Bewusstsein
der Seele
ist dies
fest verankert.
© Aloise Theissen 1992
"Türhüter des Wissens"
Türhüter versperren
dir den Weg
zu Weisheit und Wahrheit.
Strahlen machtvoll
in mediengerechter Form
irritierend
vor dir auf.
Du musst sie
erkennen und überwinden,
willst du
zu letztem Wissen gelangen.
Antworten erhalten
auf das Woher und Wohin
deines Seins.
Missachte
die lärmenden,
unverschämt arroganten
Türhüter!
Verschaffe dir
Zugang
zu deinem Herrn.
Er erwartet dich längst.
© Aloise Theissen 1992
„Seelenlandschaft:
Glut, Wüste und Oase“
Zärtliche Glut.
Schöpferische Glut.
Verzehrende Glut.
Du trägst diese
Glut in dir.
Heiliges Feuer,
dir anvertraut.
Alltägliche Wüste.
Einsame Wüste.
Verdürstende Wüste.
Du trägst diese
Wüste in dir.
Wenn du
nicht mehr
weiter weißt,
steigt ein Engel
vom Himmel.
Zeigt dir den Weg
zur Oase in dir.
Tröstende Oase.
Erquickende Oase.
Lachende Oase.
Du wirst wieder
hell und lebendig.
Du trägst
den Schlüssel
zu dieser Oase
in dir.
Heiliges Feuer,
unendliche Wüste,
erquickende Oase:
Dreigestirn.
Mitgift aus der
Heimat der Seele.
© Aloise Theissen 1992
„Language of your heart“
Sie wird gedacht,
sie wird erfahren.
Wenn jemand Mut hat,
wenn die Zeit reif ist,
spricht man sie aus.
Ihre Wirkung ist
ungeheuerlich:
Sie trifft ins
Schwarze.
Sie verbindet
über Weiten hinweg.
Sie sprengt alle Grenzen.
Im zitternden
Nebelraum
der Angst,
der Verzweiflung,
spinnt sie Stroh zu Gold.
Sie ist
eine Himmelsleiter.
Und doch so
nötig wie
das tägliche Brot.
© Aloise Theissen 2001
„Tanz mit der Welle“
Eins sein
mit welle
und woge
und wasser
wenn lebendigsein
dich überwächst
wenn sonne
unter der haut singt
wenn dein herzschlag
ein liebesgedicht schreibt
tanzt du
mit nackten füßen
den blues des lebens.
© Lissy Theissen 2001
„Zwei Welten“
Sichtbare Welt
stark und mächtig
eine kraftvolle Burg
glühend vor Rot
vor Jetzt und Hier
und scheinbarer Ewigkeit.
Nur ein
stummer Schrei
nach Erlösung
läßt dich
ab und an
aufhorchen
und hintasten
nach dem
was größer ist
als diese Welt.
Dann hält ein
Hauch von Ewigkeit
Einzug
in deine
harrende Seele –
hinter dem
schwarzen Schleier
dämmert dir Erkenntnis:
die andere Welt,
die Welt des Unsichtbaren
ist plötzlich
zum Greifen nah.
Du atmest sie
spürst sie
lebst von ihr
schon lange.
Denn nicht
vom Champagner
des Lauten
wirst du satt,
nur von
der Welt
des Eigentlichen,
du Hungerkünstler.
© Aloise Theissen 2001
"Auf der Suche nach sich selbst"
Es gibt Fragen
die der rasende Tor
sich nicht stellt.
Billiglösungen in Bildung verpackt
sind sein Schild.
Ausverkauf der tiefen Gefühle-
aus Zeitmangel
versteht sich.
Die Geschäfte müssen laufen.
Über den täglich vorgesetzten Trog
mußt du mitreden können.
Mythisches Wissen ist Zeitverschwendung
für uns Fassadenbewohner.
Was sagst du?
Du hast keine Lust
länger Lamm unter Lämmern zu sein?
Du gehst in medias res ?
Du meditierst?
Du nimmst dir Zeit
für dich ?
Du suchst
nach
deinen
Wurzeln
und deiner
Verheißung?
Heiliges Feuer
bricht aus dir
glutrote Sonne
und Lava.
Geist
durchflutet dich
Wassern gleich
kehrst du
zum Wasser zurück
zum Anfang.
In deiner Vision
begreifst du
dein
Woher und Wohin.
© Aloise Theissen 1993
„Lichtblicke wie in Sonne und Meer“
Augenblicke
voller Begreifen
Partner auf Zeit,
auf Ewigkeit?
Augenblicke
voller Antworten
auf bedrängende Fragen
Augenblicke
voller Licht
und Wasser,
ausgegossen
nur für dich.
© Aloise Theissen 2001
„Stark wie das Meer“
Weitab von Begreifen
nur Fühlen und Sein -
leidenschaftlich und unbändig
sanft und liebkosend
umspielst mir die Füße,
reißt sie aus,
schwemmst sie weg
und lehrst mich zu fliegen.
© Aloise Theissen 2001
„Geheimschrift des Lebens“
Du Wunder des Lebens
in tausendfacher Schönheit
rings um uns her!
Ameisenheere krabbeln
Zukunft versprechend,
hellsichtig wie Maulwürfe
um dein Geheimnis
zu entziffern.
Analphabeten
der unendlichen Liebe
im Kosmos
begreifen das Wunder nie;
taumeln blind und begierig
um das goldene Kalb.
Die Geheimschrift des Lebens,
den Schutz des Lebens
begreift nur
das Kind, das staunt,
das Kind in uns.
Du aber begreife
deinen Auftrag hier -
die Genialität des Seins
und den, der sie schuf.
© Aloise Theissen 2001
„Raum für Wunder“
Mitten in der Nacht
summt die Erde
vor Glück
winkt der Himmel
dir zu
und die Wüste wird
blumiges Land.
Stroh spinnt sich
zu Seide
und du begreifst den Sinn.
Schau dich um:
Dieser Raum steht
neben dir,
geh hinein
und horche
ein Weilchen!
© Aloise Theißen 2001
„Geflügelte Träume“
Blaue Träume
fest ausgespannt
in die Weiten
des Weltalls
prallvoll
fast durchsichtig
vor Glück
geerdet
mit dem Duft
des Himmels
unter deiner –
meiner
Flagge.
© Aloise Theissen 2000
„Sonnenbarke“
FEUER UND EIS
Lebenserhalter
Lebenszerstörer
In Mythen besungen,
Ihr Sonnengötter.
Uralte Menschheitsfragen
auf Eis gelegt.
Wie arm sind wir,
wenn wir nicht fragen
nach dem letzten Warum,
Woher und Wohin!
Du, großer Geist,
laß unsere Seele
einst tanzen
auf der SONNENBARKE zu DIR!
© Aloise Theissen 2000
„Helios-Perspektive“
Den Überblick haben
den wirklichen
mal so richtig –
wer hätte ihn nicht gerne?
So wie ein Sonnengott!
Alles ist da
gehört zusammen –
schau dich um
schau in dich
schau dahinter!
© Aloise Theissen 2000
„Wenn Rot unter der Haut singt“
Wenn du
vor Begeisterung fieberst
spürst
dass du lebst
mitten in der Sonne stehst
verwandelt sich
das Salz auf der Haut
zu Wein
und du möchtest
die Uhren
anhalten.
Schwebe und tanze
denn Glück
hat seine eigenen Uhren.
© Aloise Theissen 2001
„Der Kuss der Morgenröte“
Du Morgenröte gehst auf
breitest dich aus
erfüllst den Himmel
und mich.
Ich atme
deine Süße
und lecke
meine Träume:
du Kuss
des Weltalls
für mein
zitterndes Gras.
© Aloise Theißen 2001
„Berührung“
Wo immer
du stehst
du kommst
nicht ohne
Berührung aus,
als Säugling
als Kind
als Großer.
Deine Haut
deine Augen
dein Herz
du lebst vom DU.
© Aloise Theissen 2001
„Der Zug nach Süden“
Die Nadel
schlägt aus
unaufhaltsam
gen Süden.
Du packst
den Koffer
mit Träumen
bleischwer -
und hoffst
auf Verwandlung
in dir.
© Aloise Theissen 2001
„Denkmal: Nur eine Rose als Stütze“
Wenn nichts
dich mehr trägt
keine Erkenntnis
kein Wissen
kein Reichtum
wenn die Welt
unter deinen Fingern
auseinander zu brechen scheint
durch deinen Schmerz
du aber
eine Hand hast
die deine hält
eine Liebe
die dich über den Abgrund trägt
wird diese Rose
zur Stütze
zur ganzen Welt.
© Aloise Theissen 2001
„Die Sprache der Rosen“
Beglückt
verzückt
verrückt
nach der Rose
die dir
in die Augen schaute
hältst du andächtig
stille vor Glück
und läßt dich verzaubern.
© Aloise Theissen 2000
„Traumpfade 5: Nur dein Weg“
Ausgestattet
nur mit dem
Kompass der Sehnsucht
unterwegs nach dem
was deinen Hunger
endgültig stillt,
unterwegs
auf deinem Weg
nur für dich
begreifst du allmählich:
Gehen mußt
du ihn selbst
den Weg der Träume
unter dem Schnee -
Songlines
nur für dich.
© Aloise Theissen 1997
„Träume - zu groß für diese Welt“
Des Pudels
Kern
begreifst du
nur
in deinen
Träumen.
Es ist
ein
Himmelsgeschenk.
© Aloise Theissen 2001
„Florida Feeling: Gesang der Wale“
Zielsicher
betörend
hörbar
nur für Liebende
ertönt das Echo der Liebe
weltweit
läßt deine Seele
mit neuem Grün ersprießen
und färbt
die Sonnen der Welten
rot.
© Aloise Theissen 2001
„Carpe diem“
Begreife den Tag
mit den Träumen
deiner Seele
füttere ihn mit
deiner Hände Fleiß
und dann schwimm
hinauf
zu den Sternen.
© Aloise Theissen 2000
"Carpe Diem: Sonnenuntergang im Meer“
Tieftaucher
dir offenbart sich
die faszinierende Unterwasserwelt
der Meerestiefe –
für Menschen der Oberfläche
zeitlebens verborgen.
Wer die Liebe
nicht wagt
schwimmt oben
eingeklemmt
zwischen Kneipe und Tele
Job und Money
plätschert nur in der
Mitte der Farben
Kaulquappe
im Tümpel des Lebens.
Menschsein heißt
Wagen:
Sonne und Dunkel
Liebe und Tiefe
Freude und Trauer.
Edelsteine
liegen nicht
auf der Straße
und du begreifst:
der Ozean trägt
der Himmel sieht dich...
Du vertraust
du glaubst
du liebst
und alles ist dir geschenkt.
© Aloise Theissen 2000
„Carpe Diem – oder Hommage an das Leben“
Mangrovenbäume
wachsen
aus dem Wasser
zum Himmel
tragen
in ihren Zweigen
Tausende von
Sonnenaufgängen
Sonnenuntergängen
Liebe und Leid
der Menschentage
fließen zusammen
im Fluß des Lebens.
Wer hätte gelebt
und nicht
die Liebe erfahren
irgendwo, irgendwann,
immer wieder...
Nektar des Lebens
gesaugt aus
den Blättern der Tage
aus den
Lippen des Leisen
aus dem
Zauber dieser Welt.
Für Kopffüßler
problemlos.
© Aloise Theissen 2000
„Sandbankerfahrungen“
Du sitzt am Rand des Meeres
besänftigst die Tage vergangener Hektik
mit den Blüten der Stille.
Bist selbst ein Sandkorn, ein Stein
ein Teil der Unendlichkeit.
Was du in Jahren nicht erkannt
lernst du jetzt ganz schnell.
Intensivkurs des Himmels.
Anmeldung überflüssig.
© Aloise Theissen 2000
„Der Gesang der großen Weite“
Alle Taten von gestern
sind geschehen.
Was heute zählt
ist nur die Energie
des Augenblicks.
Stimm ein in den
Gesang der großen Weite
den Gesang
den auch deine Seele
unter freiem Himmel singt.
Mag sie krächzen
sei geduldig
mit ihr
gib ihr die Nahrung
die dein Engel dir bringt.
Wenn sie später
ergreifend schön singt
horche!
© Aloise Theissen 2000
„Kunstformen der Natur: Tetra Coralla“
Wissenschaft sucht Ordnung
das Leben bietet die Vielfalt.
Halte dich nicht für einfältig
wenn du die Ordnung des Himmels
noch nicht verstehst.
© Aloise Theissen 2000
„Konjugation der Sehnsucht 2-5“
Ich sehne mich,
du sehnst dich,
er sie es
sehnt sich
wir sehnen uns
ihr sehnt euch
sie sehnen sich
nach wirklichem Glück.
© Aloise Theissen 1995
„Poesie der Düfte“
Natur verströmt Düfte
gehst du hinaus
wirst du leicht
bist Teil des Frühlings
Teil des Sommers
Teil der Nacht...
Schwebst dich frei
in dieser Welt
der Macht
der Schwere
du läßt sie
hinter dir,
Vogel des Himmels,
verströmst dich
im Tau des Morgens.
Ikarus,
bleibst du
in deiner Mitte
fliegst du gut
und gewinnst den Himmel
und die Erde.
© Aloise Theissen 1995
„Traumbegegnung“
Zu groß
für eine Leinwand
zu klein
um vor Materialisten
zu bestehen
lebst du jenseits dessen:
auf dem Feld des Wahren
der Seele.
© Aloise Theissen 2001
„X-Information“
Als ich vor Jahren
im Internet
nach einem Selbstportrait
für mich suchte
fand ich nur dies:
„X-Information“ und
„Engel mit schweren Füßen“.
Zunächst enttäuscht
begriff ich dann
daß mir die Zeit gehört
weil ein Gott mich erschuf.
© Aloise Theissen 2000
„Liebe 2“
Wer sie nicht
erfahren hat
kennt nicht
die Schwere des Weins-
die Umarmung der Sonne
und die Schmerzen der Kelter.
Wer beides nicht erfuhr
hat nicht gelebt.
© Aloise Theissen 2002
„Auch du bist ein Klang“
Du bist unterwegs,
Läufer zwischen zwei Welten,
Wüstenbezwinger,
Städteeroberer,
Paradiessucher.
Kennst keine Wunder,
zahlst lieber mit Karte.
Findest keinen Weg
zu dir,
aber in die Welt.
Bist Medienfreund,
aber selten Gast
im eigenen Haus.
Abgesehen von:
Titel, Hausnummer,
Passnummer, e-mail-Adresse etc.:
Wer bist du?
Schau nicht in den Spiegel!
Hör auf das Echo
deiner Tageslieder!
Lässt es aufhorchen?
Ist sie beliebt,
die Melodie deines Herzens?
Oder machst du
viel Lärm
um nichts –
außer dir selbst?
Du glaubst noch immer
nicht an Wunder?
Nicht mehr?
Man hört´s.
Die Melodie deiner Sohlen
hast du in den Sand gesetzt.
Wo ist dein Klang?
Deine Zeitgenossen
haben ein Anrecht
auf die Musik
deines Herzens!
Gib sie frei!
Du zahlst mit Verwundbarkeit,
doch beim Gesang
der Morgenröte
triffst du mindestens
einen Engel mit Harfe.
Dein Echo war gut.
© Lissy Theissen 2002